in life, photography, silent thinking

La Vie en Rose et Olive

“Nach 900 m haben Sie Ihr Ziel erreicht.” Unser Navigationsgerät kennt jede Kurve.

Wir verlassen Bédarieux auf der Route de Nissergues, biegen auf den schmalen Chemin de Villemagne und den Chemin de Las Vals ein. Das enge Strässchen windet sich holprig und steil den Berg hoch. Die letzten Häuser von Nissergues haben wir schon längst hinter uns gelassen – entlang kleiner Kalksteinmäuerchen und vorbei an rostbrauner Erde führt der Weg in die Höhe.

Madame Record, die Besitzerin des Ferienhäuschens hat uns telefonisch vorgewarnt: “Avez vous un appareil de navigation?” Das Haus sei schwierig zu finden. “Je vous donne les coordonnées géographiques, mon frère André vous attends à la maison: Voilà les coordonnées et l’adresse: 212 Chemin de Villemagne, 34600 Bédarieux, Frankreich, 43.6184039,3.135458.”

Müde von der langen Reise – 789 km waren wir unterwegs, mit allen Pausen über 10 Stunden – aber gespannt schauen meine Frau Arlette und unsere beiden Töchter Cécile und Olivia auf das Navigationsgerät – noch 500 m, 400 m, 200 m, geradeaus in die letzte kurze Steigung – rechts sind ein paar schöne Weinreben – dann die letzte Verzweigung – rechts halten – das Terrain wird flach – und dann:

“Das Ziel befindet sich auf der rechten Seite. Sie haben das Ziel erreicht.”

Chemin de Villemagne Map  Chemin de Villemagne Street View

Chemin de Villemagne, Google Maps und Street View 2017, Datenbasis 2013

Vor uns steht ein kleines traumhaftes Häuschen aus Stein, inmitten unzähligen Olivenbäumen. Das ist unser Ferienhäuschen? Fantastisch!

Angekommen.

Monsieur Record kommt uns schon entgegen; noch bevor wir ausgestiegen sind, begrüsst er uns. “Mesdames et Messieurs, bonjour – comment allez-vous?” Und auch sein Vater ist da, mit seinem alten Renault 5 und seinem freundlichen Golden Retriever bringt er uns eine Schachtel Eier der Hühner von seinem Hof, als Willkommensgeschenk. Was für ein Empfang, was für eine Gastfreundschaft!

Olivenbäume

Olivenbäume im farbigen Abendlicht.

Der erste Abend

Wir beschliessen, die schöne Abendsonne zu nutzen und geniessen unser Abendessen vor dem Haus bei den Olivenbäumen in der Sonne.

Olivenhain in der Abendsonne  Olivenhain in der Abendsonne

Olivenbäume im farbigen Abendlicht.

Je später es wird, desto farbiger wird die Szenerie. Die Sonne taucht die Olivenbäume in alle Farben, pastellfarbene rote und grüne Reflexe tanzen auf meinen Objektiven und laden ein zum Malen mit Licht. Diese Reflexe und Blendensterne werde ich nach meiner Rückkehr im Postprocessing nicht etwa zu eliminieren versuchen – nein, ich werde sie gar verstärken!

Bis spät in den Abend hinein sitzen wir bei den Olivenbäumen vor dem Haus. Es bleibt lange recht warm, auch nach dem Sonnenuntergang. Aber irgendwann wird es dann doch zu kalt draussen und ungemütlich – es ist ja auch erst der 8. April!

Was für ein Tag.

Die ganze Woche ist das Wetter mediterran frühlingshaft – die Sonne scheint von früh bis spät. Auch die Temperaturen sind angenehm, über die Mittagszeit manchmal schon fast sommerlich – zumindest für unsere Begriffe. Bisweilen erinnern aber kühlere Windböen aus nördlicher Richtung daran, dass es auch in Südfrankreich immer noch erst Frühling ist.

Das Leben findet draussen statt.

Der Olivenhain wird zum festen Bestandteil unserer Outdoor-Aktivitäten. Cécile und Olivia spielen zwischen den Olivenbäumen Frisbee.

Olivenbäume und Olivenhain

Frisbee Spiel zwischen den Olivenbäumen

Olivenbäume und Olivenhain

Frisbee-komm-herunter-Schütteln, oder eher Olivenbaum-Schütteln? Egal. Wann hast du das letzte Mal Olivenbäume geschüttelt?

Olivenbäume

Arlette liest Buch für Buch. Ich fotografiere, bis die Kamera glüht – Olivenbäume in Licht und Schatten, in Windstille und mit schwachem Nordwind – Olivenbäume in allen Farbvarianten und aus allen möglichen Perspektiven, fokussiert und nicht fokussiert, monochrom mit Farbe.

Olivenbaum

Olivenbaum  Olivenbaum

Olivenbäume. Lichtreflexe. Fokussiert und nicht fokussiert. Monochrom mit Farbe.

Mein Filmdebut

Video ist neu für mich. Lässt sich mit meiner einfachen Kamera auch ein Video erstellen? Es reizt mich, ein paar kurze Videosequenzen zu versuchen. Und so tauche ich zum ersten Mal in das Reich der Videografie ein – sie ist genauso farbenfroh wie die Fotografie – und sie macht genau so “süchtig”.

Olivenbaum und Farben, oder Farbe und Olivenbaum?

Olivenbaum und Farbe, oder Farbe und Olivenbaum?

Und die wichtigste Frage zum Schluss:

Was bedeutet der Titel?

In leichter Anlehnung an Edith Piafs Chanson “La vie en rose” (Live Version) und bezugnehmend auf die farbenfrohen Bilder und Videos habe ich beim Erstellen dieses Artikels immer an ihr Chanson “La vie en rose” denken müssen, auch wenn es bei Edith Piafs Chanson um grundlegend andere Werte geht.

Ich nehme mir diese kreative Freiheit.
Denn mit der richtigen Einstellung ist das Leben rosa und olive.
Und grossartig. Und schön.

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