Jökulsárlón.

Diesmal sind wir spät dran. Wir sind auf einer langen Transferetappe von Eskifjörður nach Kirkjugólf, als wir die Gletscherlagune am Jökulsárlón erreichen; es ist schon Abend – die meisten Touristen sind schon wieder weg. Schon zum vierten Mal besuchen wir die Gletscherlagune am Jökulsárlón – langsam aber sicher finden wir sie auch ohne Navigationsgerät. 

Surreal phantastische Eisschollen.

Parkplatz an der Gletscherlagune am Jökulsárlón, schon halb leer bei einbrechender Dunkelheit.

Diesmal ist es trocken – ein Novum! Die letzten Jahre hat es jedesmal wie aus Giesskannen geregnet – aber heute ist uns Thor, der nordische Wettergott freundlich gesinnt.

Und es hat sich gelohnt, wieder hierher zu kommen. Das Licht ist fantastisch, matte fahle Farben dominieren, und die letzten schwachen Sonnenstrahlen lassen die Eisbrocken wie surreale Skulpturen mit grünblau-goldbraunschwarzen Reflexen pastellig leuchten – einige sehen aus wie Fische aus Eis. Ein wahres Spiel der Töne und Farben. Ja, das vorwinterliche Abendlicht in Island macht süchtig.

Vatnajökull und Jökulsárlón

Still liegt die Gletscherlagune vom Jökulsárlón da. Im Norden brechen grosse Eisschollen vom Vatnajökull Gletscher ab – nach ihrem Abbruch in den Gletschersee treiben sie ruhig ans andere Ende der Lagune. Hier werden sie gestaut, bevor sie bei Ebbe durch den recht schmalen Kanal, der die Gletscherlagune mit dem offenen Meer verbindet unter der grossen Hängebrücke ins Meer abfliessen. Bei Flut hingegen drückt das Meer das salzige Wasser und auch einige Eisschollen wieder zurück in den Gletschersee – ein einmaliges Schauspiel.

Quelle: Karten 5.1708.2764.0, © 2017 Microsoft Corporation, © 2017 HERE

Neckerei und Momentum

Unsere kleinen Töchter Cécile und Olivia machen sich einen Spass daraus, grosse Eisbrocken exakt an die Stelle zu werfen, die ich fotografieren will – nur wenige Zentimeter vor meine Kamera. Was zu Beginn als kleine Neckerei beginnt, mit der sie ihren Papi – also mich – ärgern wollen – sie schaffen es aber nicht – wird bald zur herausfordernden Challenge, den richtigen Augenblick zu erwischen; und so arbeitet die ganze Familie im Team mit hoher Präzision – die beiden Mädchen suchen passende Eisbrocken, ich zeige ihnen, wo sie sie hinwerfen sollen, und auf 1 – 2 – 3 werfen sie die Eisschollen punktgenau vor mein Objektiv; ich versuche, exakt den richtigen Moment zu erwischen, und meine Frau Arlette macht die Schlusskontrolle und ist Supervisor und Quality Manager.

Es ist nicht immer ganz einfach, exakt im richtigen Moment abzudrücken. Vor lauter Staunen vergesse ich den Serienbildmodus (Burst Mode) meiner Kamera – ich mache Einzelbilder. Wie früher. Es macht einfach Spass.

2000 Jahre altes Eis. Perlen der Zeit.

Draussen am Meer

Draussen am Meer spielen unsere beiden kleinen Diven ein riskantes Spiel: Wer schafft es, länger auf den Eisblöcken zu balancieren, bis die eiskalte Welle darüber hinwegbricht? Das Spiel wird zum echten Hingucker für zahlreiche Besucher, die die beiden Mädchen amüsiert beobachten, während die Temperatur in den Socken unserer beiden Mädchen langsam aber sicher gegen 0°C sinkt … Freude und Spass sind die wichtigsten Dinge im Leben, und ihre Wollsocken wärmen auch im klitscheklatschnassen Zustand – und abgesehen davon haben wir auch noch trockene Reservesocken im Auto.

Ich halte die Dynamik der beiden vergnügten Geniesserinnen und den Wellen mit längeren Verschlusszeiten, Wischeffekten und viel Bewegungsunschärfe fest.

the blue hour – die blaue Stunde

Ich werde das Licht nicht so schnell vergessen. Schön war es. Für mich das schönste Mal.

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