in outdoor, photography, silent thinking

Iceland 3×3

3×3 – es geht nicht um ein defektes allradgetriebenes 4×4-Fahrzeug, sondern um 3 Bilder 3 verschiedener Motive am Stjórnarfoss im Skaftárstofa-Vatnajökull National Park in Kirkjubæjarklaustur.

1. Kühle blaue Stille

Stjórnarfoss

Stjórnarfoss  Stjórnarfoss

Still und tosend 😉 (wenn es diese Kombination gibt) liegt er da – der Stjórnarfoss –  ganz hinten im tief eingeschnittenen Tal, im Schatten der umliegenden Steilhänge. Im Herbst scheint die Sonne nur eine oder zwei Stunden am frühen Morgen auf den Wasserfall. Es ist 4°C kalt, ein eisiger Wind weht;  die 30 Sekunden Belichtungszeit bei Bild 1 und 2 kommen mir wie eine kleine Ewigkeit vor.

2. Schimmernde Farben

Stjórnarfoss

Stjórnarfoss  Stjórnarfoss

Ein steiler Aufstieg entlang der Falllinie führt direkt vom Wasserfall auf ein sonniges Plateau. Schimmernde Farben strahlen um die Wette. Mit kaum wahrnehmbarer Verschiebung der optischen Achse (um nur wenige Grad) werden wunderschöne Flares erzeugt – purpur und grün. Das ist für mich ‘Malen mit Licht’ – das ist Fotografie, ich schreibe statt ‘Fotografie’ oft immer noch ‘Photographie’ ;-). Das Spiel mit Licht und Farben, das Spiel mit Fokus und Schärfenebene.

3. Gleissendes Licht

Stjórnarfoss

Stjórnarfoss  Stjórnarfoss

Mein Weg führt über einen Viehzaun, steil den Berg hoch und wieder hinunter zu einer ruhigen Wiese direkt oberhalb des reissenden Bergbaches. Wegen der schroffen Geländeform ist er kaum zu hören. Die herbstlich tiefestehende Sonne wirft gleissendes Licht auf den Berghang. So sehe ich den Berg – farbig, hell, lichtüberströmt und warm.

Die perfekte Kamera

Die perfekte Kamera ist diejenige, die immer dabei ist.

Ja, das stimmt, das wissen wir alle. Schon lange.

Und für mich sind es noch ein paar andere Eigenschaften, die meine Kamera haben soll, resp. nicht haben muss:

Mein System (Kamera und Objektiv, inkl. Zubehör) soll möglichst klein (‘Jackentaschenformat’), möglichst leicht (weniger als 1 kg) und möglichst portabel (ich trage mein System auf meinen Trekkingtouren mit) sein. Glaub’ mir, der Aufstieg vom Stjórnarfoss hoch zur sonnenüberfluteten Wiese über dem Bach ist kaum gehbar, lang, anstrengend und  steiler als steil – überhängend quasi 😉 .

Mein Objektiv soll ungefähr den gleichen Bildwinkel wie mein Auge haben – es soll das, was ich sehe, in der Perspektive abbilden können, wie ich es sehe. Daher vermeide ich starke Weitwinkel-, Tele-, oder Makro-Effekte. Der wahrgenommene Blickwinkel unseres Auges beträgt ungefähr 55°, dies entspricht umgerechnet auf die Brennweite einer Vollformat-/FX- resp. Kleinbildkamera (24 x 36 mm) einer Brennweite von etwas mehr als 43 mm. Mein Lieblingsobjektiv (Panasonic LUMIX G 20 mm f1.7 II ASPH. – mit ihm sind übrigens alle Bilder dieses Photoessays entstanden) hat umgerechnet auf Vollformat/FX resp. Kleinbild eine Brennweite von 40 mm.

Mein System muss mit Licht schreiben können – das kreative Spiel mit Farbe, Licht, Fokus, Schärfentiefe (oder sagt man Tiefenschärfe?) ist mir wichtig – es ist Teil meiner kreativen Ausdrucksweise. 

Die optische Auflösung meines Systems spielt für mich praktisch keine Rolle. Das menschliche Auge hat eine optische Auflösung von ungefähr 200 Millionen Pixeln (200 Megapixel). Abgesehen davon, dass mir das Postprocessing von Bildern mit mit mehr als 30 Megapixeln keinen Spass mehr macht, besitzen aktuell kein Bildsensor, kein Objektiv, kein Monitor und kein Printsystem diese hohe Auflösung. Aber muss ein Bild denn überhaupt die gleiche optische Auflösung haben wie unser Auge? 

Die perfekte Kamera soll mich in meiner Kreativität unterstützen, sie soll mir ermöglichen, die Welt so abzubilden, wie ich sie sehe. Mit guten Bildern – was auch immer unter ‘gut’ verstanden wird. Das ist von Individuum von Individuum verschieden. Gott sei Dank.

Früher

Ich sehe es als grosses Privileg, dass ich damals noch mit Kodachrome 64, Ilford FP4 Plus und Fomapan 100 Classic fotografieren durfte.

Kodachrome 64, Fomapan 100 Classic, Ilford FP4 Plus

Sind meine Bilder heute besser als die Bilder, die ich damals mit meinen Nikon FE und Nikon FE2 auf Kodachrome 64 gemacht habe, oder die Schwarzweissbilder mit meiner Pentax 6×7, meiner Hasselblad 500c oder meiner Mamiya 7 ii auf Ilford FP4 Plus oder Fomapan 100 Classic? Ja, wahrscheinlich, aber das hängt wohl weniger mit der modernen Kameratechnik als mit meiner stetig gewachsenen fotografischen Erfahrung zusammen. Eventuell auch mit beidem.

Fotografie ist für mich vor allem ein kreativer Prozess, dabei ist die Kamera hauptsächlich ein Mittel zum Zweck. Die wichtigste Fähigkeit ist wohl das Beherrschen der Inside-Out Perspektive: Die Welt so abbilden zu können, wie ich sie sehe. Dieses Ziel kann oft nur durch viel, viel, sehr viel praktische Übung erreicht werden. Wahrscheinlich entsteht dabei auch nur ein Bild pro Tag – wenn überhaupt. Nicht 30 oder 60 Bilder pro Sekunde.

Fotografieren lernen ist für mich ein lebenslanger Lernprozess.

go out and shoot

Die Quintessenz daraus ist für mich einfach:

go out and shoot. Ich lerne Fotografieren, immer noch, und immer wieder. Ich beschäftige mich möglichst wenig mit Technik, sondern mehr mit meinem Bild, das ich im Kopf habe, und das ich mit meiner Kamera machen will. Ein Bild von meiner Welt, so wie ich sie sehe.

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  • my 6 personal tips for (street)photography – speckund.me October 5, 2018

    […] on less, but the essential results in some kind of ‘slow photography’ and finally to inside out photography (see here in German) – for me one of the highest possible levels of maturity of […]