Photoessay, 21. September 2017.
Hinauf an die Sonne.
Hinauf zu den Hirschen.
Hinauf ins Lairig Eilde.
Der Verkäufer im Store in Village of Glencoe lächelt nur mitleidig milde, als ich ihn nach dem Wetter frage. Ob es besser wird? Heute? Kopfschüttelnd meint er: “That’s Scotland.”
Das Wetter
Ja ich weiss. Aber einmal muss es ja besser werden. Auch yr, der Wetterdienst Norwegens sagt eine Wetterbesserung für den Nachmittag voraus. Das wäre auch dringend notwendig.
Ich beschliesse, ins Lairig Eilde aufzusteigen. Es ist regnerisch. Schon nach 500 m quert der Weg den Bach – aber das Risiko zum Furten scheint mir zu gross. Die starken Regenfälle der letzten paar Tage haben zu hohen Wasserpegeln geführt. Es geht nicht darum, trockenen Fusses zu furten – nasse Füsse sind mir egal – nein, es geht darum, heil und lebendig auf der anderen Seite anzukommen.
Kein Risiko
Stattdessen beschliesse ich, den reissenden Bach nicht zu furten, sondern – ohne Weg – auf meiner Seite des Baches aufzusteigen. Das Terrain ist nass und morastig und steil. Mein Rucksack mit all der Ausrüstung wiegt schwer auf meinen Schultern.
Endlich – das Wetter wird besser! Es wird heller und heller, die dichte Wolkendecke reisst auf – yr hatte Recht!
Schottische Bergriesen
Nach drei Stunden und ‘nudelfertig’ erreiche ich den oberen Talkessel des Lairig Eilde. Imposant ragen die Berggipfel des Stob Dubh, des Stob Coire Sgreamhach und des Beinn Fhada in den Himmel.
Der Stob Coire Sgreamhach ist im wechselnden Wolkenspiel ein attraktives Fotosujet. Schwarze, vom Wasser überströmte grosse Felsplatten spiegeln das Sonnenlicht – fahle Herbstfarben überwiegen im schroffen Gegenlicht.
Aber auch der Stob Dubh leuchtet um die Wette mit den umliegenden Gipfeln.
Flanke des Stob Dubh, Blick hinunter ins Tal.
Auf der Suche nach dem perfekten Platz für mein Zelt – der Platz soll möglichst flach und aufgrund des morastigen Geländes an leicht erhöhter Stelle sein – höre ich einen Hirsch röhren. Tatsächlich – keine 150 m entfernt äst eine Gruppe “Deer“!
Deer
Unglaublich, diese Ruhe und Stille; die Tiere scheinen keine Angst vor mir zu haben. Jedenfalls lassen sie sich nicht stören durch meine Anwesenheit. Unter den fachkundigen Augen der Deer baue ich mein Zelt auf 😉
Wild Camping der Extrasonderklasse.
Das Panorama ist sagenhaft. Umrahmt von den den Riesen Stob Dubh, des Stob Coire Sgreamhach und des Beinn Fhada steht mein Zelt ganz allein auf einer kleinen Anhöhe, an der Sonne – und trocken.
In Schottland ist ‘wild zelten’ praktisch überall erlaubt – es gilt der Scottish Outdoor Access Code.
Die Temperaturen sind milde, und es weht ein laues Lüftchen; ich beschliesse, meine Ausrüstung zu trocknen, sie ist während der letzten Tage ständig feucht geworden. Wer hätte das gedacht! Allerdings mache ich mir keine Illusionen betreffend dem Wetter, denn die Wetterverhältnisse in Schottland ändern schnell. Aber geniessen wir den Augenblick, was soll ich mich um morgen kümmern. Jetzt ist jetzt. Und jetzt ist es schön. Was will ich mehr?
Enjoy the sun. Wie die Schotten sagen.
Meine Position:
56.639709 -4.985929
Sagenhaft. Der Blick ins Tal.
Ruhe? Nein Deer.
Am Abend beobachte ich die Deer mit meinem Fernglas, das ich immer bei mir habe. Und schnell wird mir klar, dass es sich nicht nur um eine Deer-Familie, die von mir ‘entdeckte, meine’ Familie handelt. Nein, am gegenüberliegenden Hang des Stob Dubh weidet noch eine, nein – es sind zwei. Und noch eine am Stob Coire Sgreamhach. Und noch eine am Beinn Fhada. Insgesamt fünf Familien – es sind gegen 40 Tiere! Die Männchen röhren alle um die Wette, bis tief in die Nacht hinein – schlussendlich kenne ich jede ihrer Stimmen 😉 . Und mitten in der Nacht höre ich die Tiere trinken, direkt neben meinem Zelt, ganz nah. Ungefähr 20 m entfernt.
Wo gibt es denn sonst so etwas?
Ausser in Schottland?
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